Wie vielleicht schon aufgefallen ist, verwende ich häufig die „Number Needed to Treat“ (NNT), um Studienergebnisse zu kommunizieren. Ich versuche zwar evidenzbasierte und leicht verständliche Artikel zu schreiben, glaube aber, dass NNT ein Konzept ist, das jeder Hausarzt kennen sollte.
- Was ist die NNT? Es ist die Anzahl an Patienten, die man behandeln muss, um ein schlechtes Ergebnis zu verhindern.
- Wie berechnet man sie? 1 geteilt durch die „absolute Risikoreduktion“ (= das Risiko in der Kontrollgruppe minus das Risiko in der Interventionsgruppe).
Für weitere Erklärungen siehe University of Oxford oder einfach Wikipedia. Alternativ kannst du dir dieses richtig gute und leicht verständliche 9-min-Video von Dr. Roger Seheult von MedCram ansehen.
Ein bisschen Kontext: Die NNT wurde erstmals 1988 im NEJM als nützliches Maß zur Kommunikation und Priorisierung medizinischer Behandlungen eingeführt. Eine Analyse von 2020 über 875 klinische Studien zeigte jedoch, dass nur 9% eine NNT berichteten.
Wichtige Punkte zur NNT
- Zeitliche Variation: Die NNT kann erheblich variieren, wenn sie sich auf verschiedene Zeiträume bezieht (z.B. auf 1 Jahr vs. 10 Jahre). Ein kürzerer Zeitraum führt meist zu einer höheren NNT und umgekehrt.
- Basisrisiko: Die NNT hängt vom durchschnittlichen Grundrisiko der Studienteilnehmer ab, das sich bei realen Patienten stark unterscheiden kann. Ein niedrigeres Grundrisiko führt meist zu einer höheren NNT und umgekehrt.
- Vergleichsgruppe: Die NNT wird von der verwendeten Vergleichsgruppe beeinflusst, wie einem Placebo oder einem anderen Medikament, was ihre Größe stark beeinflussen kann.
- Konfidenzintervall: Die NNT hat auch ein Konfidenzintervall (z.B. NNT=10, 95% CI 5 bis 15), das jedoch oft nicht berichtet wird.
- Verwandte Konzepte: Number Needed to Harm (NNH) und Number Needed to Screen (NNS) sind ähnliche Konzepte für Nebenwirkungen und Screenings.
Meine Gedanken
Die NNT ist ein wertvolles Werkzeug zur realistischen Bewertung von Behandlungseffekten, hat aber auch ihre Limitierungen.
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